back

 Hat eine Hündin Sehnsucht nach Welpen? 

Sicherlich jeder Züchter ist beim Verkauf von Welpen auf das Problem gestoßen, daß an Hündinnen kein Interesse besteht. Manch einem stört es, daß eine Hündin zweimal im Jahr läufig ist und es ist sinnlos zu erklären, daß der Halter in dieser Zeit auf seinen Shiba schon ein paar Tage aufpassen muß, die Hündin dafür aber in der Zwischenzeit überhaupt keine Probleme macht. Im Unterschied zum Rüden, der das ganze Jahr nach einer duftenden Hündin giert – was einem Halter z.B. in einer großen Siedlung erhebliche Beschwerlichkeiten bereiten kann.

Des öfteren habe ich als Züchterin aber einen anderen Einwand gehört: Wir selbst wollen keine Welpen haben, aber Frau XY hat gesagt, daß eine Hündin mindestens einmal im Leben Junge haben muß.

Wir wollen uns mit diesem unter Hundehaltern weit verbreiteten Aberglauben etwas näher befassen.

Eine Hündin hat keine Sehnsucht nach Welpen. In den meisten Fällen zeigt sie zwar Interesse am Deckakt (aber das ist schließlich bei den meisten Säugetieren eine beliebte Beschäftigung), aber Welpen erträgt sie wie ein notwendiges Übel, das für die Erhaltung der Familie unvermeidlich ist. Im Unterschied zum Menschen stellt sie sich nicht in langen Nächten ihre Zukunft vor oder denkt sich Kosenamen aus. Daher leidet sie auch nicht, wenn sie keine Welpen hat – weder psychisch und schon gar nicht physisch.

Eine Hündin ist dem Tod niemals näher, als wenn sie eine neue Generation zur Welt bringen muß. Die Trächtigkeit belastet ihren Organismus, und die Geburt gefährdet ihr eigenes Leben. Eine "Hundejungfrau" lebt länger und altert langsamer. Und Krankheiten? – darunter leiden beide Hündinnen gleichermaßen. Möglicherweise haben diejenigen, die nie eine Wurf großgezogen haben, weniger Geschwulsterkrankungen an den Milchdrüsen und den Reproduktionsorganen.

Der Aberglaube, daß ein Wurf für die Gesundheit notwendig sei, ist offenbar durch Hündinnen entstanden, die an schweren Hormonstörungen leiden, z.B. an einer Scheinschwangerschaft. Solche Hündinnen legen oft, ohne daß sie gedeckt worden wären, übertriebene Mutterinstinkte an den Tag: sie bauen sich "Nester" aus allen erreichbaren Materialien, tragen Spielzeug zusammen und behüten es, oft produzieren sie auch Milch. Im Vergleich zu gesunden Hündinnen sind ihre Gefühlsäußerungen übertrieben, theatralisch. Aber auch diese Hündinnen sehnen sich nicht bewußt nach Nachkommen – es sind nur die Hormone furchtbar mit ihnen durchgegangen! Sehr oft sind gerade solche "kindersüchtigen" Hündinnen schlechte Mütter. Wenn sie trächtig werden, sind sie oft bei der Geburt und auch bei der Aufzucht der Jungen unruhig, hysterisch und nicht besonders fürsorglich.

Shibas sind eine echte Naturrasse und haben daher normalerweise nur ganz gesunde Naturinstinkte. Die überwiegende Mehrheit der Shiba-Hündinnen läßt sich gerne decken, wird leicht trächtig und gebiert mühelos. Problematische Hündinnen sollten bei dieser Rasse konsequent aus der Zucht genommen werden, weil es eine altbekannte Tatsache ist, daß sich Vermehrungsinstinkte vererben – eine schlechte Mutter wird also wahrscheinlich auch eine schlechte Tochter haben.

Shibas kümmern sich gut um ihre Welpen – und dennoch, oder gerade deswegen, ist es ganz natürlich, wenn sie versuchen, die Welpen einer anderen Hündin zu töten. Dies bedeutet keinen Fehler oder daß es mit ihnen bei der Zucht Probleme geben wird. Im Gegenteil – von einem primitiven, natürlichen Gesichtspunkt aus ist genau eine solche Hündin die richtige Mutter: indem sie die Jungen einer anderen Hündin beseitigt, bleibt mehr Futter und Lebensraum für ihre eigenen Welpen!

Vielleicht könnte das Problem mit Käufern, die Angst vor der Welpenaufzucht haben, Aufklärung und der gute Ratschlag vieler Tierärzte lösen: Wenn Sie nicht möchten, daß Ihre Hündin Welpen bekommt, lassen Sie sie sterilisieren. Dieser Eingriff geht schnell und ist ohne Risiko für die Gesundheit der Hündin. Er verlängert das Leben der Hündin und hält sie lange jung und voller Leben. Und das Problem ungewollter Welpen ist ein für allemal gelöst!

Ing. Hana Petrusová
Zuchtberaterin SHIBA KLUB

Aus dem Tschechischen von Holger Funk.

top