Shibas im japanischen Filmen 

Filme mit Hunden sind in Japan sehr beliebt. Fast alle europäischen und amerikanischen Filme, in denen Hunde mitspielen ("Beethoven", "Rin Tin Tin", "101 Dalmatiner" usw.), wurden auch in Japan gezeigt – eine japanische Webseite listet mehr als 70 Titel auf. Und auch im japanischen Fernsehen gibt es immer wieder Serien mit Hunden im Mittelpunkt. Sehr erfolgreich ist z.B. die Serie Kyo no Wanko ("Der Hund des Tages"), die Hunde aus ganz Japan vorstellt. Diese Serie hatte Ende 2006 unter dem Titel Wanko the Movie (englischer Titel "Pooch Portraits" = "Porträts von Hündchen") als Filmversion samt DVD internationale Premiere.

Es gibt auch Filme mit einheimischen japanischen Hunden in der Hauptrolle, allerdings sind sie außerhalb Japans meist unbekannt. Der bedeutendste Film dieser Art dürfte Hachiko Monogatari ("Die Geschichte von Hachiko") von 1989 sein, der einem historischen Akita mit Namen Hachiko gewidmet ist. Dieser legendäre Hund wartete jeden Tag nachmittags an der U-Bahnstation Shibuya in Tokio, um seinen Herrn bei der Rückkehr von der Arbeit abzuholen. 1925 starb Hachikos Besitzer unerwartet, doch der treue Hachiko ging weiterhin jeden Tag zum Bahnhof. Er wartete dort insgesamt 10 Jahre lang auf sein Herrchen, bis zu seinem Tode 1935. Der Akita Hachiko wurde schon zu Lebzeiten im ganzen Lande berühmt, ihm wurde später ein Denkmal gesetzt und er ist bis heute in Japan ein Symbol für die Treue eines Hundes.

Auch der Shiba steht in einigen japanischen Filmen im Mittelpunkt. Den Film "Walking with the dog" mit dem Shiba Chiori in der Hauptrolle haben wir auf unserer Webseite bereits vorgestellt. An dieser Stelle möchte ich zwei weitere erfolgreiche Filme mit Shibas vorstellen. Es sind dies Harras und All About My Dog.

All About My Dog von 2004 ist eine moderne Variation des Hachiko-Motivs des treuen Hundes. Der Film handelt von Kentaro Yamada (Shidou Nakamura), einem jungen Mann, der in einer Firma arbeitet, die Werbefilme herstellt. Yamada hat Probleme mit seinem aktuellen Auftrag, einer Werbung für Hundefutter. Als er eines Abends nach einem frustrierenden Arbeitstag durch die Stadt geht, trifft er auf einen herrenlosen Shiba. Dieser Hund ruft in ihm Erinnerungen wach an seine Jugend. Als Junge von etwa zwölf Jahren hatte er sich auf einem Brachfeld am Rande der Stadt mit einem Shiba angefreundet, der dort alleine lebte. Er pflegte mit diesem Shiba, den er Pochi nannte, zu spielen und ihn mit Pfannkuchen zu füttern, die er in einer Bäckerei direkt an dem Feld kaufte.

Es folgt ein Rücksprung in die Zeit, als sich der junge Yamada mit Pochi anfreundete und mit ihm auf dem Feld spielte. Wir sehen, wie er täglich in der Bäckerei seine Pfannkuchen kauft, wobei er von einem jungen Mädchen in seinem Alter bedient wird. Das Mädchen beobachtet durch das Schaufenster die Freundschaft zwischen dem Jungen und dem Shiba. Eines Tages sucht Yamada seinen Freund während eines heftigen Unwetters. Er verliert dabei sein Bewußtsein und bleibt am Boden liegen. Pochi und das Mädchen aus der Bäckerei finden Yamada und er wird dank ihrer Hilfe ins Krankenhaus gebracht.

Pochi sucht nun seinen Freund in der ganzen Stadt, immer den Tennisball in der Schnauze, mit dem er mit Yamada spielte. Als er sich am Bein verletzt wird er von mitleidigen Leuten zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht, wo zufällig auch gerade das Mädchen aus der Bäckerei behandelt wird. Pochi wartet von da ab – ähnlich wie seinerzeit Hachiko vor der U-Bahnstation – vor dem Krankenhaus, wo er vom Personal gefüttert wird. Zufällig kommt Yamada eines Tages dort vorbei und sie treffen sich wieder. Aber trotz aller Wiedersehensfreude nimmt der Junge den Hund nicht zu sich nach Hause.

Ein erneuter Sprung und wir sind wieder in der Gegenwart mit Yamadas Problemen wegen der mißglückten Werbeaktion. Yamada entschließt sich, an den Platz zurückzukehren, an dem er als Junge immer mit Pochi spielte. Die Bäckerei gibt es immer noch, und auch das Mädchen arbeitet noch da, inzwischen eine junge Frau. In der Nacht wird Yamada von Erinnerungen geplagt und er geht zum Brachfeld. Tatsächlich trifft er seinen Freund wieder an und spielt wie früher mit ihm – doch dann merkt Yamada zu seiner bitteren Enttäuschung, daß er sich alles nur eingebildet hat, daß es nur ein Wunschtraum ist.

Die Geschichte von Yamada und Pochi wird immer wieder unterbrochen von kleineren Filmen außerhalb der Handlung, in denen verschiedene japanische Filmmacher aus unterschiedlichen Branchen (Zeichentrick, Werbung usw.) ihre Lieblingshunde vorstellen. Es kommen also nicht nur Shiba-Liebhaber, sondern auch Freunde anderer Rassen auf ihre Kosten.

Der zweite Film Harras von 1989 ist die Geschichte eines Ehepaars in mittleren Jahren. Der Mann arbeitet als Professor für deutsche Literatur an der Universität, sie leben in einem hübschen Häuschen am Rande von Tokio. Sie haben keine Kinder und freuen sich sehr, als sie eines Tages unerwartet einen Shiba-Welpen mit Namen Harras geschenkt bekommen. Das Hündchen wird ihr Ersatz für ein Kind, und wie man Kinder falsch behandeln kann, so auch einen jungen Hund. Als Harras nachts auf der Veranda, wo er in seiner Hütte angekettet ist, heftig bellt und die Nachbarschaft verärgert, wird er von dem Mann geschlagen, obwohl er ihn eigentlich sehr liebt.

Wir überspringen den mittleren Teil des Films und kommen zum letzten Teil. Zwölf Jahre sind vergangen und das Ehepaar fährt mit Harras zum Skiurlaub in die Berge. Alle genießen den Schnee und die herrliche Umgebung, doch eines abends kommt es zum Albtraum so mancher Shiba-Besitzer: Harras nimmt Reißaus und ist tagelang verschwunden. Nach langem Warten und verzweifelten Suchen finden sie ihn endlich wieder und sind überglücklich.

Danach wird Harras krank und die Ärzte diagnostizieren einen bösartigen Tumor. Der Mann und die Frau können sich nicht entschließen, ihren geliebten Hund vorzeitig zu erlösen und so geht sein Leiden weiter. Als die Eheleute einige Zeit später einmal gegen Morgen von einer Hochzeitsfeier in ihr Haus zurückkehren, finden sie ihn schließlich tot in seinem Lieblingsstuhl auf der Veranda.

Die beiden vorgestellten Filme wurden von namhaften Regisseuren gemacht und sind mit exzellenten Schauspielern besetzt. Es sind sentimentale Filme, die uns anhand von geliebten Hunden vor Augen führen, was man manchmal im Leben falsch macht und wie sehr versäumte Gelegenheiten schmerzen können.

Informationen:

All About My Dog – Japan 2004 (links)

Regisseur: Isshin Inudou; Hauptrollen: Shido Nakamura, Misaki Ito

Doppel-DVD (Film und "Making of"), japanisch; übers Internet erhältlich.

Harras – Japan 1989 (rechts)

Regisseur: Tomio Kuriyama; Hauptrollen: Go Kato, Yukiyo Toake

DVD, japanisch; übers Internet erhältlich.


© Holger Funk 2007

Auch veröffentlicht in Shiba World Vol. II 2007

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