Grüner Star beim Shiba 

Erblich bedingte Erkrankungen des Auges sind bei nahezu allen Hunderassen anzutreffen. Am weitesten verbreitet ist der graue Star (Katarakt). Dabei handelt es sich um eine teilweise oder totale Undurchsichtigkeit der Linse, die meist zur Blindheit führt. Weniger häufig, aber auch quer durch verschiedene Rassen anzutreffen ist der grüne Star (Glaukom). Das Glaukom ist ein krankhafter Zustand des Auges, der durch eine länger bestehende Erhöhung des Augeninnendruckes entstanden ist. Auch der grüne Star führt zur Erblindung. Beide Augenkrankheiten werden rezessiv vererbt.

Wie entsteht ein Glaukom?

Im gesunden Auge herrscht ein konstanter Druck, der durch die ständige Bildung von Augenflüssigkeit (Kammerwasser) und deren Abfluß erreicht wird. Das Kammerwasser wird
mit Hilfe des Ziliarmuskels in der hinteren Augenkammer gebildet,
fließt durch die Pupille in die vordere Augenkammer
und von dort im sogenannten Kammerwinkel (Angulus iridocornealis, AI), der von der Hornhaut und der Iris gebildet wird,
über ein durchlässiges Gewebe mit Namen Ligamentum pectinatum (LP) sowie einen Abflußkanal nach außen ab (siehe Bild).

Bei gewissen Hunderassen sind der AI irregulär (zu groß oder zu klein) und das LP mißgebildet (Displasie), was zu Abflußstörungen des Kammerwassers führen kann. In solchen Fällen steigt der Augendruck abnorm an – mit fatalen Folgen.

Prädisposition beim Shiba?

Der Shiba Inu zählte bislang nicht zu den Rassen, die als besonders anfällig für das Glaukom gelten. Offenkundig muß man jetzt jedoch umdenken. In der jüngsten Ausgabe des Fachjournals Veterinary Ophthalmology [1] haben Wissenschaftler von der Universität Tokio die Ergebnisse einer Studie zu dieser Krankheit veröffentlicht. Von 1998 bis 2003 untersuchten die Forscher 114 Shibas. Von diesen Hunden hatten 46 Glaukom auf einem oder beiden Augen, die anderen 68 dienten als Kontrollgruppe. In dieser Kontrollgruppe entdeckten die Wissenschaftler bei der Mehrheit der Hunde eine mehr oder weniger starke Verengung des Kammerwinkels. Aufgrund ihrer Ergebnisse vermuten die Forscher, daß "eine Verengung des Kammerwinkels (AI) und eine Verdickung des Ligamentum pectinatum (LP) eine allgemeine Abnormalität bei japanischen Shibas ist und sie zum Glaukom prädisponiert". Auch in einer weiteren japanischen Untersuchung von 1244 Hunden aus 29 Rassen zeigte der Shiba die weitaus höchste Anzahl an Glaukoma-Fällen. [2]

Diagnose und Therapie

Das Glaukom ist darum so gefährlich, weil sich Symptome nur sehr langsam und uneinheitlich zeigen. Daher ist bei gefährdeten Rassen eine besondere Sensibilität seitens des Halters und des Veterinärs gefordert. Liegt ein Glaukom vor, sind folgende drei Symptome immer vorhanden:
ein gerötetes Auge,
eine erweiterte Pupille,
ein erhöhter Druck im Innern des Auges.

Zwar kann mit Medikamenten und verschiedenen Operationen versucht werden, den Augendruck zu normalisieren, die Langzeitprognose ist aber recht ungünstig. Hunde mit Glaukom sollten unbedingt aus der Zucht genommen werden.

Die Forscher in Tokio formulieren vorsichtig und sprechen von einer wahrscheinlichen Prädisposition zum Glaukom bei Shibas in Japan. Es gilt abzuwarten, ob sich dieser Verdacht auch bei Shibas in Europa und Amerika bestätigt.

Hinweise
[1] Kumiko Kato, Nobuo Sasaki, Satoru Matsunaga, Manabu Mochizuki, Ryohei Nishimura, Hiroyuki Ogawa: Possible association of glaucoma with pectinate ligament dysplasia and narrowing of the iridocorneal angle in Shiba Inu dogs in Japan, Veterinary Ophthalmology 9/2 (2006), pp. 71-75.
[2] Kumiko Kato, Nobuo Sasaki, Satoru Matsunaga, Ryohei Nishimura, Hiroyuki Ogawa: Incidence of canine glaucoma with goniodysplasia in Japan: a retrospective study, The Journal of Veterinary Medical Science 68 (2006), pp. 853-858.

© Holger Funk 2006

Auch veröffentlicht in Shiba World 1/2006

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